INHALTSANGABE

 

 

Vorwort
Karawane Richtung Süden

Internet, (k)ein Problem!
Hochzeitskeks für unterwegs

Zickenzoff al arrabiata
5 x 5 x 5 x 5 tunesische Meter
Kebira, kebira (Schläppchen, Kleider und Melonen)
Malsuka reloaded und Slata flambé

Wandertag tunesischer Art

Madame im Porzellanladen

Dreckhaufenslalom bei Nacht
Fausias Kochstudio im Braut-TV
Kaffeefahrt durch Nordtunesien

Kühlschrank mit Fata Morgana

Friseuse und Frisöschen
Prinzesschen auf der Kichererbse
Am Kaktus links
Schwimmbad-Shisha-Lounge
From Leila with Love

Schlußgedanke 

 

Als Leseprobe habe ich mir ein kleines Stück aus dem Kapitel "Malsuka reloaded und Slata flambé" ausgesucht, da ich dazu auch passende Bilder auf meinem Rezepteblog gepostet habe!   Klicke hier !

Viel Spaß!

...

Es ist noch keine 11 Uhr und ich bin noch ganz im Bann der fliegenden Malsukablätter, da kommt meine Tante Sohra auf mich zu. Sie möchte mir heute auch gerne etwas zeigen und ich möchte sie doch bitte in die Küche begleiten.

Oh, steht der heutige Tag ganz im Zeichen des Kochlöffels? Ich bin für alle neuen Rezepte und Tricks bereit. Bin ja gespannt, was sie mir nun beibringen möchte.

Wie? Slata Meschwia? Den kann ich doch aus dem FF. Gibt es nichts anderes auf dem Speiseplan?

Ich lege leicht enttäuscht meine Kamera zur Seite und habe nicht wirklich Lust, mir das jetzt anzuschauen. Aber das kann ich ihr jetzt nicht antun, sie freut sich so mir etwas zu zeigen und irgendwann hat mein Mann mir mal gesagt, dass sie den besten Slata Meschwia von allen herstellen kann. Überredet, vielleicht hat sie ja wirklich noch einen Trick auf Lager, den ich noch nicht kenne.

 

Wir sitzen im Innenhof neben der Küche, in der es plötzlich laut knallt. Was ist nun?

Keine Angst, der Onkel grillt nur Hähnchen! Neugierig schaue ich um die Ecke und sehe, wie er auf offener Flamme Hähnchenteile anbrät. Dabei entzündet er mit jedem Tropfen Marinade, der in die Flammen fällt, ein Feuerwerk mit Pyrotechnik vom Feinsten. Da steppt mal wieder der Bär in der Küche!

Also gibt es heute auch schon wieder Hähnchen. Sie servieren mir hier so viel Hähnchen und Hühnchen, dass ich inzwischen das Gefühl habe ich hätte schon einen halben Hühnerstall leer gefuttert. So langsam wachsen mir Flügel, und ich benötige mein Ticket für die Fähre nicht mehr, da ich zurück nach Hause fliegen kann.

Auf der anderen Seite kommt es mir aber auch vor, als würde ich abnehmen, während mein Mann so vor sich hin moppelt. Egal, jetzt ist erst mal Sohra an der Reihe und dann sehen wir, wer heute was zu essen bekommt.

Sohra sitzt vor einer Gasflasche und einem Gitter, mit dem sie sich einen Grill gebastelt hat, und um sie herum liegen bergeweise Paprika.

Sie stellt die Gasflasche an und Achtung, „Zwei, drei, Feueeeeeeer!“.

Das Feuerwerk von meinem Onkel ist gar nichts im Gegensatz zu dem Flammenwerfer, den meine Tante nun entzündet hat. Jetzt fehlt nur noch eine von den Hochzeitssoundanlagen, eine CD der Band Scooter, dann das Volumen aufdrehen und  „Fire!“.

Das glaub ich jetzt alles nicht und hole schnell meine Kamera und am besten auch meinen feuerfesten Anzug!

Mit ein paar Scooter-Melodien im Ohr beobachte ich meine Tante, wie sie wippend die Paprika flambiert, als ob sie die Musik in meinen Kopf hören könnte. Ein Bild für die Götter, so was hat die Welt noch nicht gesehen. Ja, da steppt nicht der Bär, da steppt die PAPRIKA, aber vom allerfeinsten!

Sie grillt und flambiert wie ein Weltmeister und es scheint, als fackelt sie sämtliches Gemüse für den Salat ab.

Moment. Hat sie eigentlich gerade die Zutaten getauscht und grillt jetzt Briketts?

Oh, nein, das sind ja wirklich immer noch die Paprika, die ich in dem Kohlrabenschwarz beinahe gar nicht mehr wiedererkenne. Die hat sie aber jetzt wohl etwas zu lange flambiert und sie legt sie in die Tüte mit Abfällen. Ne, nix Abfälle, die verkohlten Dinge darin sind Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch, die sie schon vorbereitet hat, als ich noch bei der Malsukafrau gewesen bin.

Hilfe Leute des guten Geschmacks, seit ihr sicher, dass man das da noch essen kann?

Ich glaube, mein Mann hat sich bestimmt geirrt, nicht Sohra, sondern irgendeine andere Tante macht den besten Slata Meschwia. Warum achte ich zu Hause eigentlich immer sorgfältig darauf, dass mein Gemüse für den Salat gut gebräunt ist? Immer wieder kontrolliere ich den Backofen, damit auch bloß nichts anbrennt.  Beim nächsten Mal kann ich mir das alles sparen. Gemüse in den Backofen, Gasbrenner habe ich leider nicht, höchste Gradzahl wählen und rausholen, wenn der Feuermelder anschlägt und die Küche im Rauch versinkt. Sieht es dann noch aus wie ein Brikett, dann ist es ready to go. Sohra, Sohra, was soll das hier noch werden?

Das Gemüse scheint in der Zwischenzeit in der Tüte abgekühlt zu sein und meine andere Tante gesellt sich zu Sohra in den Innenhof. Mit diesen mehr als stumpfen Messern beginnen sie nun, die Haut vom Gemüse zu ziehen.

Haut? Wo ist da noch Haut?

Sie kratzen das verkohlte Etwas ab und mich wundert es, dass darunter überhaupt noch etwas Brauchbares vorhanden ist.

Da! Wieder eine Fata Morgana!

Das Schüsselchen mit Brauchbarem füllt sich wie durch ein Wunder, denn in dem Kohleberg sind wirklich noch gut erhaltene Gemüseanteile verborgen. Sohra nimmt es allerdings mit dem Abkratzen nicht ganz so genau und immer wieder wirft sie nach dem „Ist-doch-egal-Prinzip“ Paprikastückchen mit Kohleanteil in die gute Schüssel. Das gefällt meiner anderen Tante überhaupt nicht und sie fischt diese Stücke schimpfend wieder heraus, und bessert sie nach. Was wiederum Sohra nicht passt, die nun auch schimpft. Na, na, na meine lieben Damen, bitte keinen Zickenzoff, den hatten wir erst vor ein paar Tagen.

Ein größerer Streit entsteht nicht, aber eine ganze Weile schrubben und schimpfen die Zwei so vor sich hin. Oh, oh, jetzt gehen sie doch gleich aufeinander los. Sohra holt den großen, schweren Mörser Stößel. Sie wird doch nicht …

Nein, keine Panik, es geht nur dem Gemüse an den Kragen und mit vollem Einsatz zerstampft sie nun  die Gemüsestreifen, bis sie rechts und links aus dem Mörser spritzen. Eine ordentliche Portion Gewürze dazu und Pause.

Mein Mann möchte nun, dass ich probiere und ich wehre mich mit Händen und Füßen. Irgendwie hab ich im Gefühl, dass noch etwas Wichtiges fehlt. Er ist aber der Meinung es ist fertig und schiebt mir einen Teelöffel Slata in den Mund.

„Hilfeeeee! Feueeeeer!“ Sohra reißt meinem Mann den Löffel aus der Hand und schimpft wild gestikulierend mit ihm.

Ich glaube sie sagt sinngemäß, dass er wahnsinnig ist, sofern ich das mit meinen tränenden Augen richtig verfolgen kann. Sohra hat die extrem scharfen Paprika verwendet und diese müssen unbedingt mit Olivenöl verfeinert werden, ehe man sie essen kann. Beziehungsweise ehe ich sie essen kann, da mein Mund und mein Magen nicht an diese Schärfe gewöhnt sind. Na vielen Dank Herr Slata-Experte.

Mit viel Milch versuche ich meine Geschmacksnerven wieder zu beruhigen und mein Mann macht sich heimlich, still und leise aus dem Staub. Sohra ertränkt ihren Slata in Olivenöl und dekoriert ihn liebevoll mit Thunfisch und Eiern. Sie reicht mir etwas Fladenbrot und bittet mich nun, noch einmal zu probieren. Na das ist jetzt etwas ganz anderes und ich kann kaum glauben, wie gut mir dieser flambierte Slata doch schmeckt. Daumen hoch Sohra, du bist wirklich eine einzigartige Slata-Meschwia-Queen. Boussa Kebira!

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